RALPH UELTZHOEFFER
 
 
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Raum 949 Ralph Ueltzhoeffer 2002
  RAUM 949 (2003)
[SW-Fotografie] Ralph Ueltzhoeffer 2003  
   

"RAUM 949 "

Mit dem Titel "RAUM 949" gelingt Ralph Ueltzhoeffer bei dieser schlichten aber durchaus effektiven Rauminstallation ein geschicktes Ablenkungsmanöver. Er gibt dem Raum einen Namen in Form einer Nummer (949) und lenkt den Betrachter von dem eigentlichen Anliegen, der Inbesitznahme der Räumlichkeiten und dem Verlangen nach Privatsphäre ab. Der unmöblierte Raum könnte privat wie auch öffentlich sein. Laut Emanuel Kant wird der Raum von einem außer uns existierenden "Ding an sich" zum Anschauungsraum. Das heißt natürlich nicht, dass der Raum damit völlig beliebig ist und wir ihn uns vorstellen können, wie wir wollen. Unsere jeweilige Anschauung, unsere jeweilige Erkenntnis vom Raum ist durchdrungen von einer scheinbaren Apriorität, was sich innerhalb der Mathematik in der großen Überzeugungskraft geometrischer Sätze widerspiegelt. Aber, so müssen wir rückblickend auf den ungeheuren Wandel der Anschauung und Erkenntnis vom Raum sagen, unsere jeweilige Anschauung und Erkenntnis. Und wenn ich vom Raum spreche, so sollte ich auch ihm das Attribut "jeweilig" zuordnen und meine, wenn ich doch wieder kurz von Raum spreche, jeweils den jeweiligen Raum. Damit wird der Raum selbst ein geschichtliches Ding, etwas, das sich mit seiner Anschauung im Lauf der Zeit ändert.

 
 
Ralph Ueltzhoeffer - being public 2003 Videoinstallation: Ralph Ueltzhoeffer 2004
BEING PUBLIC (2003) BEING PUBLIC, BEING PRIVATE: Ralph Ueltzhoeffer)
[SW-Fotocollage] [Videoinstallation, Installationsansicht: AKV Hannover 2004 ]
   
   

Der moderne Raumbegriff
Ich stelle im Folgenden den mathematischen Raumbegriff vor, der von Bernhard Riemann ausging, und durch die Relativitätstheorie sozusagen mit der Wirklichkeit fest verbunden wurde. Riemanns berühmter Habilitationsvortrag aus dem Jahre 1854 trägt den Titel "Über die Hypothesen, die der Geometrie zugrunde liegen". Dies ist kühn, denn bis kurz vor Riemann schien das Gebäude der euklidischen Geometrie der Weisheit letzter Schluss zu sein und wurde durch die Entdeckung nicht-euklidischer Geometrien durch János Bolyai, Carl Friedrich Gauß und Nikolaj Iwanowitsch Lobatschefskij zwar erschüttert, aber im Geiste nicht wirklich über den Haufen geworfen. Dass Riemann von dem Raum spricht, könnte ein Hinweis darauf sein, dass Riemann noch der Vorstellung eines absoluten Raumes anhängt, aber die oben angedeutete erkenntnistheoretische Revolution spiegelt sich in dem Wort "Hypothesen" wider.

Es ist interessant festzustellen, dass dieser innerhalb der Mathematik vollzogene kühne Schritt rund 60 Jahre später durch Albert Einstein in der Physik in ähnlicher Weise vollzogen wurde, wobei besonders in der allgemeinen Relativitätstheorie der Riemann'sche Raumbegriff eine zentrale Rolle spielt. Leser, die sich mit der Relativitätstheorie beschäftigt haben, werden bei den folgenden Darstellungen erstaunliche Parallelen wiederfinden.

Ich gehe bei der Herleitung des Raumbegriffes nach folgendem Grundprinzip vor. Ins Zentrum rücke ich einen Teilaspekt des Anschauungsraumes, der unserer Anschauung nach derzeitiger Kenntnislage besonders entspricht. Dann formuliere ich zwei plausibel klingende Postulate und diskutiere anschließend, was man über den so definierten, so "angeschauten" Raum aussagen kann.

 
[*Prof. Dr. Matthias Kreck, Universität Heidelberg.]
 
Sabine Reinert (2004) AKV